Die PzJgKp 360 wurde am 16. Oktober 1967 aus dem Panzerjägerzug der 5./PzGrenBtl 362 als selbstständige Einheit aufgestellt; die Ausbildungkompanie 10/12 wurde aufgelöst. Um den hohen Bedarf an Unteroffizieren decken zu können, wurde das Stammpersonal dieser AusbKp 10/12 nahezu vollständig übernommen.

Stationiert war die PzJgKp 360 in der "Prinz-Eugen-Kaserne" in KÜLSHEIM.

Die Probleme bei der Neuaufstellung waren vielschichtig. Mit der Aufstellung der PzJgKp 360 erfolgte gleichzeitig die Auslieferung eines neuen Waffensystems, der PzAbwLenkRakAnl SS-11, auf dem ebenfalls neu entwickelten Raketenjagdpanzer 2. Für die Offiziere und Unteroffiziere war die Umschulung zum Zugführer und Kommandanten und die Ausbildung zum Lenkschützen erforderlich. Bevor die Ausbildung an der ehemaligen Kampftruppenschule III in MUNSTER begonnen werden konnte, war der Lenkschützenauswahltest zu bestehen. Da ein Mangel an Ausbildungsgeräten und Ausbildungspersonal bestand, wurde dieser Auswahltest bei der Panzerjägerlehrkompanie 350 in HAMMELBURG durchgeführt. Die ersten Kommandanten erwarben ihre Fahrerlaubnis F2 beim PzGrenBtl 362 auf dem Schützenpanzer HS 30, welche eine nochmalige Umschulung auf den Raketenjagdpanzer 2 erforderte.
Als Höhepunkt nach der Aufstellung ist der erste TrÜbPl-Aufenthalt in HOHENFELS im Juni 1969 anzusehen, in dessen Verlauf Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften erstmals ihr Können beim Schulschießen unter Beweis stellen konnten. In den nachfolgenden zehn Ausbildungsjahren nahm die Kompanie an sämtlichen Übungsplatzaufenthalten der Panzerbrigade 36 und an allen Gefechtsübungen der Brigade, der 12. Panzerdivision und des III. Korps teil. Im Laufe der Jahre sicherte sich die PzJgKp 360 so den Beinamen "Feuerwehr der Division".

Im Jahr 1969/70 schrieb der damalige OLt Mielke innerhalb der Kp einen Wettbewerb zum Entwurf eines Kp-Wappens aus. Unter mehreren Entwürfen von Soldaten der Kp wurde dann der, des damaligen SU Frank Nehmiz ausgewählt und offiziell als Kompanieabzeichen eingeführt:

Der auf einer Rakete reitende Teufel.

Der rosarot gerahmte Schild zeigt die Zugehörigkeit zur Panzertruppe. Die nach oben strebende Rakete ist, als Anlehnung an das erste Waffensystem - die PzAbwLenkRak SS-11, Teil des Wappens. Die grüne Darstellung der Rakete verweist auf das ehemalige Unterstellungsverhältnis zu den Jägern. Der grimmig blickende Teufel, der mit zielstrebiger Haltung die Rakete bestiegen hat, zeugt von der besonderen Waffengattung und den "Teufelskerlen", die eine solche Rakete bedienen.

Die Jahre 1979 und 1980 verliefen für die Kompanie überaus ereignisreich. Im Jahre 1980 wurde die Kompanie von der alten Panzerabwehrrakete SS-11 auf das moderne deutsch-französische Waffensystem HOT, ein mit hoher Unterschallgeschwindigkeit fliegender optisch ferngelenkter und aus einem Rohr gestarteter Flugkörper, umgerüstet. Dieses System besitzt durch seine hohe Treffsicherheit auf weite Kampfentfernung (max. 4000m) eine beispielhafte Effizienz. Als neues Trägerfahrzeug wurde der Raketenjagdpanzer Jaguar 1 in die Kompanie eingeführt. Fast gleichzeitig mußte man sich mit der Heeresstruktur 4 auseinandersetzen. Wie leistungsfähig die PzJg sind, zeigte sich beim letzten scharfen Schießen mit der PzAbwLenkRak SS-11, denn mehr als 100 Prozent lassen sich nicht erreichen.
Kaum 20 Monate später hatte die Kompanie auch mit dem neuen Lenkflugkörper HOT die Trefferquote 100 Prozent erreicht.

Nachdem im Mai 1984 der Inspizient für Flugkörpersysteme die Kompanie als "sehr gut" bewertet hatte, widmete man sich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Ausstellung "Unser Heer" stand für 2 Monate im Mittelpunkt des Interesses, mit einem PzJgZg verlegte man von Ausstellung zu Ausstellung.

Die Patenschaft zur Gemeinde Markt Großheubach setzte 1985 den Schwerpunkt des Jahres. Ende September wurde der feierliche Akt mit dem Ausstausch der Urkunden vollzogen. 1990, nach den schweren Frühjahresstürmen, bewährte sich die fünfjährige Patenschaft. Vier Monate lang durchforsteten die PzJg im Rahmen von Waldschadenbehebungen den Wald der Patengemeinde. Überhaupt war die Kompanie immer zu Stelle, wenn es galt, meist über den Tagesdienst hinaus, für andere da zu sein.

Eine Ehrenurkunde der Deutschen Kriegsgräberfürsorge "Mortui viventes Obligant", überreicht durch den Regierungspräsidenten von Unterfranken, spricht ebenso für die Soldaten der Kompanie wie ein Schreiben des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Der Bundespräsident bedankte sich darin für die großzügige Spende der Kompanie für die Aktion Dritte Welt.

"Sich durchschlagen, Entbehrungen hinnehmen, ankommen", war das Ausbildungsziel, als sich die Kompanie im Sommer 1988 vom TrÜbPl HAMMELBURG aus vier Tage lang nach KÜLSHEIM durchkämpfen mußte. Die große Hitze und verschiedene Gefechtseinlagen ließen die meisten Soldaten ihre persönliche Belastungsgrenze erkennen. Doch schon über dem Eingang des Kompaniegebäudes in der "Prinz-Eugen-Kaserne" stand für jeden gut lesbar die Parole der PzJgKp 360:

"Es gibt viele die klagen ohne zu leiden, einige leiden auch ohne zu klagen. Darum Panzerjäger - leide nicht, klage nicht - kämpfe!"

Nach der Wiedervereinigung stand auch die PzJgKp in der Pflicht, "Aufbauarbeit Ost" zu leisten. Ein Ausbildungsteam wurde in die neuen Bundesländer zur Ausbildungsunterstützung abkommandiert. Im Gegenzug dafür beobachteten ehemalige NVA-Soldaten 1991 den Dienstablauf bei den 360ern.

25 Jahre PzJgKp 360 hieß der Leitspruch am 25. September 1992. Eine erstklassig durchorganisierte, dynamische und statische Waffenschau, teils mit historischem Gerät, begeisterte die Zuschauer. Als Abschluß dieses Jubiläumstages führte die Kompanie einen Festabend durch, der ebenfalls großen Beifall erntete. Das Jubiläum fand durch diesen feierlichen Akt einen würdigen Rahmen. Aus der Umgliederung des Heeres in die Heeresstruktur 5 ging die Kompanie zunächst gestärkt hervor. Personal und Material wurden durch die neue Gliederung vermehrt.

1993 führte die Kompanie nicht nur erfolgreiche ÜbPl-Aufenthalte durch, sondern nahm auch an der Brigadegefechtsübung "Schneller Degen 3" teil. Vorbereitet durch eine Planübung stellte diese Gefechtsübung mit anschließendem scharfen Schuß auf dem TrÜbPl BERGEN einen wesentlichen Höhepunkt im Ausbildungsjahr 1993 dar. Roß und Reiter, Männer und Material, mußten bis hart an die Leistungsgrenze gefordert, über 300 Kilometer zurücklegen. Eine Gefechtsübung, die den Soldaten einen ersten Eindruck von den neuen taktischen Erfordernissen aus dem neuen Auftrag der Bundeswehr vor Augen geführt hat.

Im Jahr 1994 konnte der IV. Zug der PzJgKp 360 seine Leistungsfähigkeit beim "Boehselagerwettkampf" im Raum FREYUNG erfolgreich unter Beweis stellen. Bei diesem Wettbewerb der Aufklärer aller NATO-Mitgliedsstaaten welcher von General von Boehse ins Leben gerufen wurde, war der IV. Zug als Feinddarstellung eingeplant und zeigte den "Gegnern" was es heißt gegen die Külsheimer Panzerjäger anzutreten.

Im selben Jahr wurden die Raketenjagdpanzer der Kompanie mit einem neuen Optikblock mit integriertem Wärmebildgerät kampfwertgesteigert. Jetzt war es den Panzerjägern möglich, unter Ausnutzung der maximalen Kampfentfernung von 4000m, bei völliger Dunkelheit zu agieren.

Nach diversen ÜbPl-Aufenthalten und dem letzten scharfen Schießen auf dem TrÜbPl BAUMHOLDER näherte sich langsam aber sicher das "Aus" für die Külsheimer Panzerjäger. Im Rahmen der Truppenreduzierung und der Umgliederung der Bundeswehr wurde die Panzerjägerkompanie 360 nach fast 30jährigem Bestehen mit Wirkung vom 31. Juli 1996 von ihrem Ausbildungs- und Einsatzauftrag entbunden. Die Kompanie selbst bestand noch bis zum 30. September 1996 mit einem Restkontingent an Personal um die materielle Übergabe zu regeln. Ein PzJgZg aus KÜLSHEIM wurde im PzGrenBtl 352 in MELLRICHSTADT eingeliedert und ist dort bis heute im Dienst.


3x "Panzerjäger! - RAK!!!"


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